Foto: Florian Wieser für die Fachgruppe Werbung Wien

Love & Hate – Die Review zum Kreativ-Frühstück über „Das ambivalente Verhältnis zum Kunden“

Abhängigkeitsverhältnisse verkomplizieren den Beziehungsstatus. Anziehungsverhältnisse aber auch. Wie man in Zeiten von #metoo aktiv eine gute Beziehung zur Kundin bzw. zum Kunden gestalten kann, diskutierten Alexandra Fiedler-Lehmann mit dem Flirttrainer Niklas Wiezorek und der Antidiskriminierungs-Trainerin Melinda Tamás. Hier die Zusammenfassung des angeregten Austausches mit über 30 Fachgruppen-KollegInnen.

Wie weit geht Flirt?
Am Beginn stand vor allem die Definition des Begriffes „Flirt“. Flirttrainer und Marketingconsultant Niklas Wiezorek sieht im Flirt jene Spannung, die in jeder menschlichen Begegnung entsteht. Diese Energie könne verschiedene Formen annehmen und in Blick, Kommunikation oder Intimität Ausdruck finden.
Einige TeilnehmerInnen wollten (wie übrigens Wikipedia auch) den Flirt aber nicht von seiner erotischen Komponente losgelöst sehen. Eine Kollegin warf den Begriff „Charme“ ein, der in allen „Lebenslagen“ unproblematisch sei. Ist das Flirten jedoch mit einer erotischen Konnotation besetzt, stellt sich für Melinda Tamás die Frage, warum dies in einer Geschäftsbeziehung zum Einsatz kommen sollte.

Wertschätzung
Sowohl Melinda Tamás als auch Niklas Wiezorek meinten, was Flirt und Kundenbeziehung eine seien Wertschätzung, Offenheit und Ehrlichkeit. Wichtig dabei sei aber, das eigene Ziel, die eigenen Bedürfnisse klar vor Augen zu haben und auch artikulieren zu können. Gerade in Abhängigkeitsverhältnissen sei es nicht immer einfach, Grenzen zu setzen. Würden eigene Grenzen überschritten, müsse das jedenfalls angesprochen werden.

Eigene Bedürfnisse wahrnehmen
Um diese klar zu erkennen, sollte laut Flirttrainer der Fokus immer bei einem selbst liegen: Was will ich und was will ich geben? Wir müssten zu allererst unser eigener perfekter Partner sein und aufhören unsere eigenen Bedürfnisse zu übergehen. Eine Teilnehmerin riet zur regelmäßigen Selbstreflexion. Niklas Wiezorek: „Wenn wir uns überlegen was wir wirklich wollen, können wir den perfekten Partner (Kunden) finden. Auch wenn vielleicht Angst haben, dass es so einfach nicht geht, sollten wir es trotzdem tun.“

Empathie & Geduld
Melinda Tamás fügt noch hinzu, dass zum Gelingen einer guten (Kunden-)Beziehung aber auch viel Empathie und Geduld gehöre. Man müsse auch in der Lage sein, aus der eigenen Perspektive auszusteigen und eventuell die eigenen starren Vorstellungen über und Erwartungen an den/die anderen aufgeben: Tamás zitiert Richard Branson: „Listen more than you talk. Nobody learned anything by hearing themselves speak.“
Beim Thema Ehrlichkeit waren sich nicht alle TeilnehmerInnen einig 😉

Strenge Rechnung – gute Freunde
Auch der Sonderfall Freunde als Kunden kam zur Sprache. Die einzige Patentlösung, die wir anbieten konnten: VORHER über die Erwartungen und den Wert der Leistung sprechen! Auch wenn es noch so schwerfällt!

Fazit:
Flirt ist eine respektvolle Art der Anbahnung. Wertschätzung, Offenheit und klare Zielsetzung sind Voraussetzungen für eine gedeihliche Kundenbeziehung. Geduld und Empathie verstärken die Tragfähigkeit dieser Beziehung. Regelmäßige, ehrliche Aussprachen erhalten deren Qualität.

Niklas Wiezorek: „Genieße dein Leben und deinen Flirt.“
Melinda Tamás: „Das Bemühen darum, das Gegenüber zu verstehen, und die Bereitschaft zu einer kritischen Auseinandersetzung machen die Welt schon ein wenig besser! Dies beginnt bereits mit einem sensiblen Sprachgebrauch.“

Foto: Florian Wieser für Fachgruppe Werbung Wien