Scheitern, scheitern, besser scheitern.

Eine Review zum Kreativ-Frühstück der Fachgruppe Werbung vom 17.10.2017

Impro-Theater und die Learnings fürs Business ist offenbar ein Thema das zieht: das Café Edison ist bumm-voll. Late Birds müssen sogar mit Stehplätzen Vorlieb nehmen!   Obmann Marco Schreuder, als studierter Regisseur ein Mann vom Fach sozusagen, begrüßt die vielen Fachgruppen-Mitglieder und den Gast Helmut Schuster. Er ist der Star der österreichischen Impro-Theater-Szene, Trainer und Resonanz-Coach. Von ihm wollen wir wissen, wie wir mit Unerwartetem produktiver und lustvoller umgehen können.

Ist „gelernte Improvisation“ nicht ein Paradoxon?
Mit dieser ketzerischen Frage eröffnet die Moderatorin Alexandra Fiedler-Lehmann das Gespräch mit Helmut Schuster. Der Impro-Künstler beantwortete dies mit einem eindeutigen Jein: „Natürlich handeln wir alle auf der Grundlage von eingelernten Mustern, die lassen sich nicht einfach löschen. Beim Improvisationstraining lernt man aber, wie man neue Bilder drüberlegen kann, die für das handelnde Selbst interessanter sind. Eine Mauer ist vielleicht zunächst ein unüberwindbares Hindernis. Aber man kann sie ja auch als Teil eines zu bauenden Hauses sehen, oder auch die Blume wahrnehmen, die aus einer Ritze dieser Mauer wächst.“

Die inneren Zensoren zu BeraterInnen machen
Wir sagen oder tun Dinge manchmal nicht, weil uns unsere inneren Zensoren davon abhalten. Vor allem dort, wo viele Augen auf uns gerichtet sind, wie z.B. bei Präsentationen oder Reden oder in Diskussionsrunden, fühlen sich die ZensorInnen besonders wohl. Sie bewahren uns zwar vor spontanen Fehltritten, schränken uns aber auch ein. Wenn wir uns ihrer bewusst sind, können wir gezielt über sie hinweggehen und Neues in unser Verhaltensrepertoire aufnehmen.

Die vier Hauptzensoren sind:

„Die Anderen halten dich für blöd, wenn du das jetzt sagst/machst“
„Die Anderen halten dich für eine/n KlugscheisserIn, wenn du jetzt,….“
„Die Anderen halten dich für obszön, wenn du,…“
„Die Anderen halten dich für verklemmt, wenn du jetzt, bzw. wenn Du jetzt nicht,…“

Kreatives Potenzial der Assoziationen nutzen
Das Improvisationstheater lebt von Assoziationen. Um das zu illustrieren hebt Helmut Schuster seine Hand und bittet das Publikum zu assoziieren. Schnell fliegen die unterschiedlichsten Begriffe auf ihn zu. Die thematische Eingrenzung (Wir sind Fischer, „Wir sind Bauarbeiter“, „Wir sind Kinder“) heizt die Kreativität nochmal an. Auch auf das Wort selbst lässt sich gut assoziieren: Handtuch, Handspiel, Handlung, Handhabung … Zusätzlich kann man sich des Akronyms VAKOG bedienen. Es setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben der 5 Sinne (visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch, gustativ) und bietet weitere Inspirationen zum Assoziieren – eine tolle Methode z.B. für Kreativmeetings oder wenn man auf der Suche nach einem Produktnamen ist.

Den TeamkollegInnen eine Bühne bieten
Improvisationstheater findet zumeist gemeinsam mit anderen statt. Ganz wichtig ist dabei eine respektvolle Grundhaltung. Auf Kosten von anderen einen schnellen Schmäh anbringen, ist kurzfristig gedacht. Eine Aufführung ist dann erfolgreich, wenn es das gesamte Team ist.

Fazit:
„Impro“ befreit den Zugang zu Assoziationen,  sie schult die differenzierte Wahrnehmung des Umfelds und den Mut zu Veränderung.

Und bei all dem halten wir es mit George Tabori: Scheitern, wieder scheitern, besser scheitern,…..

Weitere Infos zu Helmut Schuster unter www.improvista.at

Impro-Kurse gibt´s immer wieder im TAG (Theater in der Gumpendorferstraße)